Liebe Leserinnen und Leser,
mögen Sie Prüfungen? Ich nicht unbedingt… Wie leicht kann man scheitern oder sich gar blamieren…
Die Freunde Jesu hatten einst auch eine Prüfung. Und dabei sind sie grandios gescheitert. Jesus hatte die Liebe Gottes in neuer Weise zu den Menschen gebracht. Die Menschen konnten bei Jesus und seinen Leuten diese Liebe intensiv erleben. Aber dort, wo die Liebe immer heller leuchtete, wurden auch die Schatten größer. Jesus hatte die Eliten mit seiner Botschaft konfrontiert. Sie waren irritiert. Sie bekamen Angst vor der Veränderung, zu der Jesus sie einlud. Und sie bekamen noch größere Angst vor dem Verlust der eigenen Macht. Sie begannen, Jesus zu hassen: „Sicherheit zuerst! Die eigene Macht zuerst! Unser Bild von Gott zuerst! Jesus muss sterben!“
Und die Freunde Jesu waren auch immer wieder irritiert: „Du hast doch Gottes Kraft in dir! Wann befreist du dein Volk endlich von dem Terror der Römer? Wann sorgst du für Gerechtigkeit? Wann machst du allem Elend ein Ende?“
Ob Judas, Jesus aus Enttäuschung verraten hat? Oder wollte er Jesus durch die Soldaten zwingen, endlich seine göttliche Macht zu zeigen?
Bei Petrus scheint es keine Irritation gegeben zu haben. Er ist völlig von Jesus begeistert. Noch kurz vor der Gefangennahme sagt er zu Jesus: „Ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.“ Und dann kommt die entscheidende Nacht. In der Dunkelheit kommt Judas mit den Soldaten. Jesus leistet keinen Widerstand. Die Jünger werden von Angst und Entsetzen überwältigt. Alle lassen Jesus im Stich. Petrus nimmt noch einmal allen Mut zusammen und folgt den Soldaten bis in den Hof des Hohenpriesters. Dort aber reichen die Worte einer Magd, dass er Jesus verleugnet. „Ich kenne diesen Menschen nicht“.
Als Jesus stirbt, sind die Jünger an sich selbst verzweifelt. Und sie zweifeln an der Liebe Gottes. Sie bleiben in Trauer und innerer Erstarrung zurück. Doch dann kommt der Ostermorgen. Das Grab ist leer.
Völlig überraschend tritt der Auferstandene in das Leben der Jünger hinein. Sie erschrecken bis ins Innerste. Aber es kommt keine Abrechnung. Jesus hält ihnen ihr Versagen nicht vor. „Fürchtet euch nicht!“ sagt er. Und er verspricht ihnen: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Da beginnt die Osterfreude. Nach einiger Zeit können die Jesusleute ihre Erfahrung auch in Worte kleiden: Die Trauer, die Verzweiflung und der Tod sind nicht das Ende. Die Liebe Gottes ist stärker. Gott hat Jesus von den Toten auferweckt. Jetzt wird Jesus dafür sorgen, dass auch wir nicht in unserem Scheitern und in unserem Tod stecken bleiben. Er geht mit uns in das Leiden und in den Tod. Er geht mit uns durch den Tod hindurch ins neue Leben hinein.
Den Jesusleuten bleiben in den folgenden Zeiten Sorgen, Ängste und Trauer nicht erspart. Aber der Auferstandene schenkt ihnen Trost und Hoffnung. Davon erzählen sie weiter. So werden sie in einer Welt der Kälte und der Zerstörung zu Boten der Liebe und des Lebens.
Ostern. Auferstehung. Die Freude darüber, dass Gott über den Tod gesiegt hat und Jesus lebt… dies möge auch uns zur Gewissheit werden und uns froh machen!
Eine gesegnete Passions- und Osterzeit wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Paul-Ulrich Rabe