Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht (Lukas 21,28).

Liebe Leserinnen und Leser,

in eine – auch persönlich – schwierige und belastende Situation hinein höre ich diese Zusage aus Gottes Wort: Erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

Im Moment macht mir die Corona Situation auch sehr zu schaffen: Kontaktbeschränkungen und andere Einschränkungen, Planungsuntersicherheiten (gerade im Hinblick auf die Gottesdienste an Weihnachten; Besuche, immer verbunden mit der Überlegung, ob ich diese noch machen kann; Trauerfeiern wieder in kleinstem Kreis…) … und das alles im eher trüben November…

Da kommt es auch mir gerade recht, dieses Wort von der nahenden Erlösung. Und ich nehme es persönlich als Mut machendes Wort dankbar an. Und sie dürfen dies auch!

Wer lange krank und ans Bett gefesselt war, wer nicht aufstehen konnte, der weiß, wie gut es tut, wie aufstehen zu können.  Wer sich geschämt hat, weiß, wie gut es tut nicht mehr mit gesenktem Haupt gehen zu müssen. Wer sich schuldig fühlt hat ein Gespür dafür, wieder frei aufschauen zu dürfen, weil Vergebung zugesprochen wurde. Wer im Novembergrau unterwegs ist oder die Corona Depression durchlebt, den mag es aufrichten zu hören, dass sich unsere Erlösung naht.

Unser Bibeltext steht in einem Zusammenhang, in dem Krisen und Katastrophen angekündigt werden – solche, die schon geschehen und solche, die noch kommen. Und dennoch: Eure Erlösung naht! Was für eine Perspektive! Es gibt Hoffnung! Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Gott kommt und wird die Dinge zurechtbringen…

Ist Corona nun eine Strafe Gottes? Immer wieder begegnet mir diese Sicht. Ich muss zugeben: Diese Sicht ist mir sehr fremd. Dass Gott persönlich Katastrophen schickt oder gar damit bestrafen will, das passt nicht wirklich zu dem, wie ich Gott kennengelernt habe.

Katastrophen kommen. Wir geraten in Krisen. Krankheit und Tod ist allzu oft noch unsere Wirklichkeit. Aber Gottes Sohn ist doch gekommen, um uns in den Krisen und Katastrophen einen Weg aufzuzeigen. Einen Weg nach Hause. Einen Weg zum Vater.

Er ist doch in all die Not und Dunkelheit gekommen, hat selber unser Menschsein angenommen und sich der Dunkelheit ausgesetzt, um uns aus Leid und Schuld zu befreien.

An Weihnachten feiern wir es doch. Auch in diesem Jahr. Die Dunkelheit ist doch nicht Mittel und Zweck Gottes, sondern dass wir zum Licht geführt werden.

Mit Krankheit und Corona straft Gott uns doch nicht, auch wenn es den einen oder anderen zu einer Umkehr in seinem Leben zu bewegen vermag. Gott will doch heil machen.

Seht auf! Erhebt eure Häupter! Eure Erlösung naht sich!

Kürzlich hörte ich sagen: „Wie wird es werden? Ostern ist schon ausgefallen. Hoffentlich fällt Weihnachten nicht auch noch aus…“

Doch Stopp: Ostern ist nicht ausgefallen. Wir konnten nur unsere Gottesdienste nicht wie gewohnt feiern. Natürlich war das bitter. Aber deswegen ist Ostern ja nicht ausgefallen. Es bleibt doch dabei: DER HERR IST AUFERSTANDEN! Nein, Ostern ist nicht ausgefallen und Weihnachten wird auch nicht ausfallen. Auch wenn wir nicht wissen wie und ob wir die Gottesdienste feiern können (in den Kirchen ziemlich sicher nicht…)… aber Weihnachten wird nicht ausfallen. JESUS IST GEBOREN, ZU BETHLEHEM GEBOREN…SEHT DAS HEIL IN DER KRIPPE, IM STALL!

Jedenfalls wünsche ich Ihnen alles Gute in diesen schwierigen Zeiten. Denken Sie daran: Nicht den Kopf in den Sand stecken. Nicht nur den Blick betrübt nach unten richten. Nein! Unsere Erlösung naht. Und was den Hirten damals gesagt wurde, gilt auch uns: Fürchtet euch nicht!

Möge Sie die Vorfreude auf Weihnachten auch durch dunkle Tage begleiten.

Nein, Weihnachten wird nicht ausfallen. Gottes Sohn ist geboren – das ist wahrlich ein Grund zur Freude!

 

Ihr

Paul-Ulrich Rabe

Pfarrer