Liebe Leserinnen und Leser,
diese Aufforderung des Apostels Paulus will ich mir nicht zweimal sagen lassen. Mich freuen? Gerne! Gerade in der kommenden Zeit, der Adventszeit, mit ihren wunderbaren Gerüchen, Liedern, mit Geschichten und Lichtern, mit Feiern und Geschenken, mit Plätzchen und Glühwein – wer wollte sich da nicht freuen!
„Seid allezeit fröhlich.“
„Ja, das möchte ich ja“, wendest du ein. Aber das geht doch nicht. „Im Augenblick ist mir eher zum Heulen zu Mute. Ich habe mich mit einem lieben Menschen gestritten. Die typischen Missverständnisse. Mal wieder. Und dann ist alles eskaliert, auseinandergebrochen…“. Oder: „Die meiste Zeit bin ich allein. Mein Mann ist gestorben. Nun sitze ich da und habe keinen Menschen, mit dem ich reden kann, an den ich mich anschmiegen kann, keinen, der mir zuhört und mich versteht.“ Oder: „Seit ich von dieser Krankheit weiß, bin ich nur noch traurig. Ob ich irgendwann wieder gesund werden kann? Es ist zum Verzweifeln…“. Oder: „Die anstehenden Fest- und Feiertage, die ich allein verbringen muss. Die Freude der anderen geht an mir vorüber.“
„Seid allezeit fröhlich.“
Nein, so einfach ist das wohl nicht. Menschlich gesehen gibt es zu viel, wo uns nicht nach Freude zu Mute ist. Manchmal liegt uns das Klagen näher…
Und doch: „Seid allezeit fröhlich.“
Gott sagt uns: Die Freude über Jesu Kommen in diese Welt will gerade zu den Schwachen kommen. Die Freude über Jesu Geburt will gerade die Einsamen erfüllen. Die Freude seiner Erscheinung will gerade die Traurigen trösten. Jesus kommt zu den Schwachen, zu den Einsamen, zu den Traurigen, zu den Verachteten, zu den Gemiedenen, zu den Verzweifelten, zu den Schuldbeladenen. Einer Schuld beladenen Menschheit ist er geboren, um Erlösung, Heil und Frieden zu bringen.
„Seid allezeit fröhlich.“
Nein, das ist nicht nur spontan gemeint. Das ist größer als mein Hier und Jetzt. Das ist eine Perspektive für alle Ewigkeit: Die große Freude über das Kind in der Krippe, über den Mann am Kreuz, über den Herrn vom leeren Grab, über den, der mir gezeigt hat, dass die liebenden Arme meines himmlischen Vaters geöffnet sind und mich erwarten. Darum: Wer an Jesus glaubt, der weiß schon jetzt, dass die ewige Gemeinschaft mit Gott ihn erwartet, ewige Freude, wo Krankheit, Leid und Tod nicht mehr sein werden …
„Seid allezeit fröhlich.“
Das will ich mir sagen lassen. Darin will ich mich in der Advents- und Weihnachtszeit einüben. Darüber will ich staunen lernen: Gott wird Mensch, mir und dir zugut. Von dieser Freude will ich mich anstecken lassen. Schon jetzt!
Ihr Paul-Ulrich Rabe
Pfarrer