Liebe Leserinnen und Leser!
„In Sicherheit sein“ ist ein gutes Gefühl. Wir leben in einem relativ sicheren Land, ohne Krieg und mit Meinungsfreiheit; wir haben ein Dach über dem Kopf, uns geht es gut.Viele Versicherungen helfen uns dabei. Zum Beispiel die Krankenversicherung. Wir brauchen uns nicht zu fragen, ob wir uns eine Operation leisten können, die schon mal einige tausend Euro kosten kann.
In vielen Ländern gibt es das nicht, auch keine Arbeitslosenversicherung. Wer dort arbeitslos ist, hat schnell nicht einmal mehr Geld, sich die nächste Mahlzeit zu kaufen. Und wer seine Gebühren nicht bezahlen kann, landet im Gefängnis, bis er von Freunden oder der Familie freigekauft wird.
Oder wer kann sich eine Massenkarambolage auf der Autobahn leisten? Gut, dass wir dann eine Haftpflichtversicherung haben!
Natürlich kann man sich gerade hier bei uns in Deutschland auch überversichern. Da müssen wir uns fragen: „Wie viel Sicherheit brauchen wir? Und gleich als nächstes stellt sich die Frage: „Wie sicher ist Sicherheit?“
Bei all diesen Versicherungen geht es darum, die Kosten aufzufangen. Denn natürlich haben auch Menschen mit einer Unfallversicherung Unfälle, werden krank auch mit einer Krankenversicherung, sterben auch mit einer Lebensversicherung. Mit diesen Versicherungen, so gut und nützlich sie auch oft sind, schaffen wir nur Sicherheiten für unser irdisches Leben. Aber was tun wir für unser ewiges Leben? Bin ich gut genug, um in den Himmel zu kommen? Wie kann ich mich da „versichern“?
Auch Martin Luther hat diese Überlegungen angestellt. Er wusste, dass Gott unser ganzes Herz und Leben beansprucht und entdeckte, dass wir schon das erste Gebot nicht halten können, weil unsere Liebe zu Gott nie ungeteilt ist und wir in allem, auch in der größten Frömmigkeit, uns selbst suchen: unser eigenes Heil, unser eigenes Glück, unsere eigene Seligkeit. Dabei stört Gott unseren Willen. Wir sagen: „ich will“, und nicht: „ich bin Dein.“
Ein Theologe des 19. Jahrhunderts, Hermann Cremer, hat dies „Unheils-Gewissheit“ genannt: Unser Verhalten trennt uns von Gott. Aus dieser Unheils-Gewissheit errettet uns Deine Liebe trägt mich!Gott selbst. Er hat uns, den Untreuen, Seine Treue gehalten. Gott wird Mensch und stirbt für unser Versagen, unsere Schuld, das, was uns von Ihm trennt – und das aus lauter Liebe zu uns! Gott begnadigt uns, weil Christus unsere Schuld an das Kreuz getragen hat.
Durch Sein Evangelium dürfen wir unsere Heilsgewissheit erhalten.
Dies ist die Gewissheit, dass Gott uns liebt, obwohl wir Ihn nicht lieben. Luther nennt sie Glaube, bloßes Vertrauen. In dieser Gewissheit, dem Glauben daran, dass Gott uns durch Christus gerecht gemacht und errettet hat, wird das erste Gebot Gottes erfüllt.
Denn von Gott geliebt werden heißt: Gott lieben lernen.
Und Gott lieben heißt: sich von Gott lieben lassen.
Der Glaube daran wirkt sich auf unser ganzes Leben aus.
Aber leicht verwechseln wir Gewissheit mit Sicherheit und versuchen, aus unserer Beziehung zu Gott eine Sicherheit zu machen.
Wir wollen, dass Gott so sein soll, wie wir Ihn uns vorstellen und machen aus dem Glauben eine Religion. Karl Barth hat einmal diesen steilen Satz gesagt: „Religion ist Unglaube!“ Denn Religion ist immer von unten nach oben, also vom Menschen zu Gott hin gedacht. Der Mensch macht sich Gott so zurecht, wie er Ihn gern hätte. Damit will er sich absichern, weil er weiß, dass er nicht von sich aus gut sein kann. –
Auf welcher Grundlage basieren unsere Regeln, Riten und Traditionen?
Aber auch jeder einzelne für sich ist in der Gefahr, aus den von Gott geschenkten Gaben eine Sicherheit zu machen, auf die er sich verlässt. Die Bibel ist, von den Propheten bis zu den Aposteln, eine Warnung vor dieser Gefahr, wie auch Jesu Differenzen mit den Pharisäern.
Diese Gefahr ist deshalb so groß, weil unsere Sicherheit aus den Stärken und Gaben erwächst, die uns Gott doch selbst gegeben hat. Nur allzu leicht glauben wir, dass wir uns mit unseren eigenen Stärken den Himmel verdienen können. (Ich bin doch ein guter Christ, weil ich dies und jenes vorzuweisen habe).
Die Bibel redet vom „sich selbst rechtfertigen“, vom „Vertrauen auf das eigene Werk“, – und doch ist es Gott, der uns alles schenkt, das Werk, das Gelingen und die Freude.
Gott überlässt uns nicht uns selbst, sonst gingen wir verloren. Er ruft uns immer neu aus unserer Sicherheit heraus durch Sein Wort und Seine Gebote, die uns immer wieder vor Augen führen, dass wir nicht von uns aus gut sein können.
Damit wir nicht verloren gehen, und weil Er mit uns Gemeinschaft haben will, befreit Gott uns von der tödlichen Anklage des Gesetzes, indem Jesus an unsere Stelle tritt und für uns stirbt. Und dann pflanzt Er uns mit dem Glauben an Jesus Christus Seine Liebe und Seinen Geist ins Herz, so dass wir erkennen können, wie einst der Jünger Thomas: „Jesus, mein Herr und mein Gott!“
Dies schenkt die Gewissheit, dass alle, die ihr Leben an Jesus festmachen, schon heute zu Seiner Gemeinschaft der Heiligen gehören, und ermutigt uns in den Zweifeln und Kämpfen eines jeden Tages.
Shalom – der Friede des Herrn sei mit euch!
Luise Brietzke
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer in Kapitel 8, 38+39:
Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.