Weihnachtsfreude

Liebe Leserinnen und Leser,

 

eine Kerze leuchtet.

Noch bin ich gar nicht bereit. Aber gut, dass sie brennt. So kann ich mich darauf besinnen, kann manches loslassen… Ich kann mich vorbereiten, auf den Weg machen… Es gibt noch viel zu tun…

Zwei Kerzen brennen.

Manches muss ich sein lassen, ablegen, zurück lassen…

Soll ich auch Buße tun? Das klingt so altbacken, aber was dahinter steckt macht Sinn. Umkehren, neu werden, Schuld bekennen, Vergebung empfangen, zum Wesentlich zurückfinden. Korrektur, wo nötig.

Drei Kerzen leuchten.

Hindernisse gilt es zu überwinden. Schranken sind niederzureißen. Andere will ich anstecken, begeistern, mit auf den Weg nehmen.

Vier Kerzen leuchten.

Vorfreude ist gewachsen. Bald ist es soweit – dann weicht die Vorfreude und die Freude bricht sich Bahn…

Es ist nicht mehr lange. Dann kommt es… lachen und singen, tanzen und jubeln.

Vier Kerzen leuchten im Advent. Vier Kerzen, die wir nacheinander anzünden… eine nach der anderen. Und immer wird es ein bisschen heller.

Advent ist die Zeit der Erwartung, der Vorfreude. Langsam wächst die Spannung, langsam wächst die Erwartung – immer mehr.

Manchmal muss ich meine Augen schließen, wenn ich von grellem Licht geblendet werde, wenn es auf einmal zu hell wird. Wenn ich beim Augenarzt getropft wurde und nach draußen in die Sonne gehe, dann ist es extrem. Zu sehr blendet das Sonnenlicht. Oder: Wenn ich eine längere Tunneldurchfahrt mache und dann wieder ans Freie komme, auch dann müssen sich die Augen erst wieder an das Tageslicht gewöhnen. Die Augen brauchen eine Zeit, um sich darauf einzustellen.

Warum sollte es mit Weihnachten anders sein? DAS Licht der Welt ist in die Welt gekommen. Das muss blenden. Das sind wir nicht gewohnt. Das macht es uns schwer. Zu sehr haben wir uns an die Dunkelheit der Welt gewöhnt. Aber dann: So viel Helligkeit, so viel Reinheit, so viel Licht!

Da muss ich mich erst dran gewöhnen, langsam, allmählich, in kleinen Schritten, von Tag zu Tag mehr.

Die grellen Lichter, die manchmal schon im November die Nacht zum Tage machen, verhindern es wohl eher, dass wir uns dem wahren Licht nähern. Die großen Scheinwerfer können uns den Weg nicht weisen.

Eine, zwei, drei, vier… kleine Kerzen aber tun es – den Weg weisen nach Bethlehem.

Vier Kerzen im Advent. An jedem Sonntag eine. Damit es langsam heller wird… und wir am Ende da ankommen, wo unsere Lebens-Reise hingehen soll: Zum Stall, zum Christ-Kind, zum Licht der Welt, zum Herrn und Erlöser, zu Jesus.

Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie die Zeit finden und Geduld aufbringen sich mit kleinen Schritten, allmählich, behutsam auf Weihnachten einzustellen, dass sie langsame, besinnliche und bewusste Schritte und Wege durch den Advent gehen… und dann die große Freude erleben und ihr Herz mit Glück und Segen erfüllt wird!

 

Ihr

Paul-Ulrich Rabe, Pfarrer