Gespräch mit Jesus

Liebe Leserinnen und Leser,

wie ist das eigentlich mit dem Glauben…?  Was ist Glaube und wie geht das?

Manche verfolgen gerne Bundestagsdebatten. Oft genug geht es dabei hitzig zu. Besonders spannend wird es, wenn Zwischenfragen kommen. Der Abgeordnete am Rednerpult muss seinen Redefluss unterbrechen und das Anliegen des Fragestellers aufnehmen und versuchen zu beantworten. Manche lieben das nicht und lassen deshalb gar keine Zwischenfragen zu…

Das Johannesevangelium schildert Jesus als jemanden, der gerne mit den Menschen im Gespräch ist. Er lässt sich von ihren Fragen und Anliegen unterbrechen. Oft unterbricht er aber auch seinerseits die Denk- und Lebensgewohnheiten  der Menschen, die zu ihm kommen. Und: Jesus will Menschen zum Glauben rufen. Die häufigste Redeform im Johannesevangelium ist deshalb der Dialog. Jesus redet mit verschiedenen Gruppen und Personen. Auch uns  spricht er an. Er will die Begegnung mit uns Menschen. Er gibt sich dabei zu erkennen. Er will sich und die Herrlichkeit seines himmlischen Vaters zeigen.

In Kapitel 3 lesen wir von Nikodemus, der seinerseits mit Jesus ins Gespräch kommen will. Er kommt nachts. Vielleicht hat er Angst gesehen zu werden und seine Stellung zu verlieren, und sucht darum den Schutz der Dunkelheit. Er ist ein Pharisäer, einer, der sich in den heiligen Schriften eigentlich auskennt. Und er ist ein ehrenwerter Mensch. Es mag Bewunderung mitspielen oder auch Neugier wegen der Wundertaten Jesu – jedenfalls kommt er. Er will sich informieren. Er will als einer, der viel weiß, mit einem großen Lehrer reden, um dazuzulernen. Und so kommt es zum Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus.

Aber wer Jesus begegnet, merkt, dass man mit ihm nicht eine nette Unterhaltung zwischen gleichberechtigten Partnern führen kann. Wer sich Jesus aussetzt, seinem Wort, Gottes Wort, der riskiert, auch davon getroffen zu werden. Jedenfalls trifft das Wort Jesu den nächtlichen Besucher und zeigt ihm, wie unterschiedlich die Erwartungen an dieses Gespräch sind.

Wie ist das mit dem Glauben? Wie geht das?

Die Antwort Jesu überrascht Nikodemus und steht auch dem entgegen, was wir meinen und wollen. Jesus sagt: Nur wenn jemand von oben her neu geboren wird, kann er das Reich Gott sehen.

Das heißt wohl… wir können Glauben nicht machen. Wir können nicht „streben und Gott wird geben“. Das neue Leben ist nie Ergebnis einer Bemühung, sondern Geschenk. Wir tun dabei nichts, aber Gott tut dabei etwas für uns und an uns.  Gott will uns beschenken… und hat es schon längst getan, bevor wir nach ihm fragten. Er wurde in der Krippe von Bethlehem Mensch. Über unserer Welt steht seit Karfreitag und Ostern das „JA“ Gottes.
Über unserem persönlichen Leben steht sein JA.

Wie Glaube entsteht?  Vielleicht mit unseren Fragen, mit denen wir zu Jesus kommen. In jedem Fall durch sein Reden. ER spricht uns an. ER spricht sein Wort in unser Leben und verändert uns.

Und wir? Halten nur unsere leeren Hände hin… lassen sie uns füllen… fangen an über seine Güte zu staunen… werden dankbar. Der Heilige Geist wirkt in uns. ER wirkt den Glauben, das Vertrauen auf Gott, das Vertrauen auf Jesus, den Retter und Heiland, der sein Leben am Kreuz gab, damit wir neu geboren werden und leben. Ewig leben.

So wünsche ich Ihnen vor allem dies, dass Sie sich auf eine Begegnung, ein Gespräch mit Jesus einlassen und sich von ihm ansprechen lassen…

Ein gesegnete Jahr 2022 wünscht Ihnen

Paul-Ulrich Rabe, Pfarrer