Ruhen in Gott

Liebe Leserinnen und Leser,

der Sommer mit seinem Licht, die Sonne mit ihrer Kraft, die langen hellen Abende draußen auf der Terrasse oder am See – das alles lädt ein zum Genießen, sich freuen.

Jetzt, in den Ferien, freuen wir uns auf Auspannen und Urlaub machen. Lange haben wir uns darauf gefreut. Manches in den zurückliegenden Wochen und Monaten hat Kraft gekostet. Man ist müde – körperlich und seelisch.

Wie gut, dass es den Sommer gibt und damit die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. In der Fülle der Termine und der zu bewältigenden Arbeit stehen wir immer in der Gefahr, dass uns die Leichtigkeit des Lebens abhandenkommt. Aber sie ist so wichtig!

Wir sind wertvoll, weil Gott uns seine Liebe zuwendet und nicht, weil wir so viel arbeiten und schaffen. Das hat ja auch Martin Luther neu entdeckt – die sogenannte Rechtfertigungslehre ist das Herzstück des evangelischen Glaubens: So wie ich bin, in meiner ganzen Bedürftigkeit, bin ich Gott recht und darf ich sein.

Der schwedische Pfarrer Tomas Sjödin hat einmal ein Buch geschrieben mit dem Titel „Warum Ruhe unsere Rettung ist“. Er schreibt: „Die Ruhe ist keine Belohnung – nichts, das man sich verdienen muss. Sie ist eine Pflicht.“

In unserer Gesellschaft hört man oft: „Den Urlaub hast Du Dir verdient“. Gemeint ist oft, arbeiten bis zur Erschöpfung und dann Turbo-Pause, Schnellaufladung der Batterien. Aber so hat der Schöpfer sich das nicht gedacht. Es ist interessant, den Schöpfungsbericht näher anzuschauen. Was den Menschen angeht, beginnt das irdische Leben nämlich mit …. Ruhe. Am 6. Tag, als alles andere erschaffen war, rief Gott den Menschen ins Leben. Und dann – man kann es sich bildlich vorstellen – machte Gott sich mit den beiden nigelnagelneuen Menschen auf zu einem Rundgang durch das Paradies, um ihnen alles zu zeigen und um ihnen einige Spielregeln zu erklären. Schließlich sagt Gott: „Und morgen früh, wenn ihr wach werdet, ist hier übrigens Feiertag, Ruhetag.“

Moment – die beiden haben doch noch gar nicht gearbeitet! Das erste, was sie tun sollen, ist …. ruhen. Zuerst kommt die Ruhe, so hat Gott sich das vorgestellt. Ruhe heißt immer… Zeit für sich, Zeit für den Mitmenschen, Zeit für Gott.

Sjödin formuliert einen ganz wichtigen Gedanken, „dass es Zeit wird, der Ruhe wieder den Platz zu geben, der ihr gebührt, den Ersten. Alles mit Ruhe beginnen, statt mit einem Seufzer der Erschöpfung zu enden.“

Diese Gedanken haben mich sehr angesprochen. Und schon Martin Luther sagte: „Man kann Gott nicht allein mit Arbeit dienen, sondern auch mit Feiern und Ruhen“.

Ich wünsche mir und uns allen für diese Sommerwochen – und auch danach – dass wir immer wieder Ruhe erleben – Ruhe nicht nur „von“ etwas, sondern auch Ruhe „in“… Ruhe in Gott.

ER ist uns nahe, immer und überall, durch vieles, was wir täglich an guten Gaben empfangen, und vor allem durch sein Wort. Nutzen wir die Sommerzeit, um uns auszustrecken zu IHM und zu erkennen: Wir sind gehalten und unendlich geliebt, viel mehr als wir ahnen!

Ich wünsche Ihnen und Euch von Herzen alles Gute!

Ihr/Euer

Paul-Ulrich Rabe

Pfarrer